Unter Reimzwang

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Viel schöner als gereimte Worte

ist oft auch eine Herrentorte

aus Schokolade weich und pfundig

getränkt mit Cognac süß und sündig.

 

Rahmig und sahnig zerläuft sie im Mund

fließt ohne Schmerz hinab den Schlund

Doch weh, o weh, bald folgt die Wende:

Zucker, Sahne, Butter – ohne Ende!!

 

Dem Magen wird es übel bekommen!

Hättest du doch den Hefezopf genommen!

Nun werden deine Hüften voluminös!

So erpresst mich mein Gewissen ganz bös.

 

Die Herrentorte ist längst schon verschwunden,

doch dank ihr hab ich manchen Reim gefunden,

obwohl ich das Reimen vermeiden wollte

und zwar aus rein spätpubertärer Revolte!

 

Wahrscheinlich lag’s am Alkohol der Torte

Zählen betrunken gereimte Worte?

Cognac steckte überhaupt nicht drin.

Nächstens probiere ich es mal mit Gin.

 

Ach, hätt’ ich nur die Herrentorte verschmäht,

der Wind hätte dieses Gedicht verweht.

Hätt’ ich vom Reimen bloß die Finger gelassen,

müsste ich jetzt die Herrentorte nicht hassen!

 

Nehmt weg mir den Stift ohne Klagen!

Sollte ich es jemals wieder wagen

Zu klimpern diese kitschige Klaviatur.

Glaubt mir: Reimen ist gegen meine Natur!

 

Isolde Peter

 

(Auch wieder ein Fundstück aus meinem Lyrik-Portfolio. Aufgabe war, ein gereimtes Gedicht zu schreiben. Das löste in mir erst einmal Widerwillen aus. Seit sich der Knoten gelöst hat, reime ich aber sehr, sehr gerne.)